Agnes Rehor schaut ein altes Fotoalbum – was sind schöne und was sind gute Bilder?

Wie unterscheiden Sie schöne Bilder von guten Bildern?

von | 19. Oktober 2022

Und begegnen ständig Bilder. So viele, dass sich die Werbeindustrie immer mehr Tricks ausgedacht hat, damit diese Bilder noch aufregender werden. Eye-Catcher, damit wir sie überhaupt noch wahrnehmen. Ich finde es wirklich ziemlich cool, was es da an Möglichkeiten gibt. Gerade auch beim bewegten Bild. Es ist wirklich beeindruckend.

Aber auch wenn uns manches Advertisement beeindruckt: berührt es uns auch? 

Ganz ehrlich: welche Bilder berühren uns heutzutage noch? 

Was berührt Sie? 

Meine persönliche Antwort darauf hat sich vor Kurzem bei einem Erlebnis wieder bestätigt, von dem ich Ihnen gerne berichten möchte.

Meine beschämende Erkenntnis

Ich war mit einer befreundeten Fotografin verabredet, um das größte Outdoor Foto-Festival Europas zu besuchen. Wir spazierten einen ganzen Tag durch Baden, um über 1.000 Fotos zu bestaunen. Es gab wirklich viel zu bewundern und viele Gelegenheiten, um ins Gespräch zu kommen. Viele der Bilder handelten davon, wie wir Menschen die Welt verändern – leider nicht immer zum Guten. Ein Projekt ist mir eindrücklich in Erinnerung. Für die Bilderserie wurden in Afrika verschiedene Wildtiere aufgenommen und an derselben Stelle wurde daraufhin eine richtig aufwendige Kulisse aufgebaut und mit vielen Statist*innen eine Szene aus unserer urbanen Welt gestellt und abgelichtet. Die beiden Bilder wurden dann übereinander gelegt, sodass etwa ein einsamer Löwe neben einer belebten Tankstelle vorbei spazierte. „Wir Menschen nehmen den Tieren den Lebensraum!“ lautete die Botschaft der Bilder deutlich. Unheimlicher Aufwand, großartig umgesetzt, brillante Bilder. Und doch: ich stand davor, konzentriere mich nur auf diese eine Sache und stelle fast beschämt fest: „Es berührt mich nicht.“ Ich las die Botschaft, ich konnte sie erkennen. Aber fühlen – fühlen konnte ich sie nicht. Mein persönliches Handeln, meinen persönlichen Konsum, würde ich aufgrund dieser Bilder nicht ändern. Es war mir zu fern. Meiner Freundin ging es ähnlich. 

Sind wir abgestumpft?

Lag es nun also an den Aufnahmen oder sind wir vielleicht einfach schon abgestumpft? Können uns Bilder überhaupt noch berühren?

Doch, es gab Bilder, die uns persönlich betroffen machten. Als wir am Schluss die verschiedenen Fotograf*innen und ihre Werke noch einmal Revue passieren ließen, waren wir uns auch hier einig. Und wir waren überrascht: am meisten angesprochen haben uns alte Fotografien aus Skandinavischen Dörfern. Nichts Besonderes, keine große Inszenierung, fernab großer technischer Möglichkeiten. Einfach nur echte Eindrücke vom ärmlichen Dorfleben in Schweden vor einigen Jahrzehnten. Bullerbü ohne Romantik. Das ging uns zu Herzen. Und löste in uns sofort Gedanken aus, die unser eigenes Leben, unseren Wohlstand und unsere Ansprüche betrafen.

Das waren die guten Bilder an diesem Tag. Die Bilder mit Mehrwert für mein persönliches Leben. 

Ich bin neugierig: Welches Bild hat Sie zuletzt berührt? (Egal ob als Foto oder Video.) ich freue mich, wenn Sie mich in den Kommentaren daran teilhaben lassen.

Nachsatz:
Projekte, wie ich oben eines beschrieben habe, finde ich nicht schlecht. Ich denke, sie können ein guter Auslöser sein, um auf ein Thema aufmerksam gemacht zu werden. Um sensibilisiert zu werden. Doch eine emotionale Verbundenheit muss meiner Erachtens nach anders erreicht werden.

Agnes Rehor Porträt

Hallo, ich bin Agnes Rehor.

Ich bin Videojournalistin. Und ich liebe es, dass Authentizität und Gefühl ein ganzes Video durchziehen.

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